“Geschlossene Gesellschaft”(Originaltitel: “Huis clos”)
von Jean-Paul Sartre Uraufführung: Paris, 27. Mai 1944 Deutsche Uraufführung: April 1949 Kammerspiele Hamburg Aufführungen: Wiesbaden/Mainz 1994 "Du bist nichts andres als Dein Leben." |
Inhalt
Drei Personen, ein Mann und zwei Frauen - der Journalist und Literat Joseph Garcin, die Postangestellte Inès Serrano und das blonde Gift Estelle Rigault - werden nach ihrem Tod in einem Zimmer eingesperrt, das keiner der drei jemals wieder verlassen und niemand anderes je betreten wird: Der Ort des Geschehens ist die Hölle.
Zu sehen sind drei Menschen in einem Raum, aus dem sie nicht fort können, in den sie aber auch nicht zufällig und schon gar nicht ohne Grund geraten sind.
Nach und nach fallen die Masken, Schicht um Schicht wird die Tünche von der Fassade ihrer Leben abgetragen, wird deutlich, wie sehr sie sich und ihrer Umwelt ein Selbstbild zu vermitteln suchen, von dem sie wissen oder doch zumindest ahnen, daß es ein Trugbild ist. Aber sie brauchen die Bestätigung dieses Bildes trotz dieses Wissens und Ahnens oder gerade deshalb. So, wie sie aus dem Zimmer nicht heraus können, so können sie nicht heraus aus dem Konstrukt ihres Selbstbildes.
Garcin hat seiner Frau das Leben zur Hölle gemacht und sich nicht für seine Ideen eingesetzt, sondern ist einfach vor dem Krieg davongelaufen. Die lesbische Inès hat es genossen, andere Leiden zu sehen. Und Estelle hat ihr neugeborenes Kind von ihrem Liebhaber vor dessen Auge getötet und damit seinen Selbstmord verschuldet.
Innerhalb der Gruppe ergeben sich ständig wechselnde Bündnisse. Ines stellt Estelle nach , Estelle Garcin und dieser ist auf Ines angewiesen, die ihn als einzige von dem Selbstvorwurf der Feigheit freisprechen könnte. In der Konfrontation mit den anderen müssen sie das, was sie sich selbst angetan, wiederholen. Keiner vermag sich von der Gegenwart des anderen zu befreien. Die erzwungene Gemeinschaft macht jeden zum Peiniger des Anderen. In diesem Teufelskreis zerstört der Blick des Dritten die Möglichkeit jeder Zweisamkeit und jeder Einigkeit.
Die drei erkennen, dass sie selbst der Henker füreinander sind: "Die Hölle, das sind die Anderen". Nach dieser erschütternden Erkenntnis findet Garcin als erstes wieder Worte: "Also, weitermachen!".
Das Stück, das in engem gedanklichen Kontext zu einem der wichtigsten philosophischen Werke Sartres "Das Sein und das Nichts", steht, ist ein sehr dichtes und sehr vielschichtiges Kammerspiel. Nicht das, was wir meinen zu erkennen ist das Wesentliche, sondern das, was hinter dem unmittelbar Sichtbaren verborgen liegt. Und immer liegt noch etwas dahinter, so daß das Eigentliche vermutlich nie erkennbar wird: Der Mensch ist das, was er vollbringt und trägt die Verantwortung für seine Taten über den Tod hinaus.
Sartres düsteres Gleichnis auf die Schwierigkeit menschlicher Koexistenz steht mit über 900 Aufführungen seit 1970 auf dem Spielplan.
Zu sehen sind drei Menschen in einem Raum, aus dem sie nicht fort können, in den sie aber auch nicht zufällig und schon gar nicht ohne Grund geraten sind.
Nach und nach fallen die Masken, Schicht um Schicht wird die Tünche von der Fassade ihrer Leben abgetragen, wird deutlich, wie sehr sie sich und ihrer Umwelt ein Selbstbild zu vermitteln suchen, von dem sie wissen oder doch zumindest ahnen, daß es ein Trugbild ist. Aber sie brauchen die Bestätigung dieses Bildes trotz dieses Wissens und Ahnens oder gerade deshalb. So, wie sie aus dem Zimmer nicht heraus können, so können sie nicht heraus aus dem Konstrukt ihres Selbstbildes.
Garcin hat seiner Frau das Leben zur Hölle gemacht und sich nicht für seine Ideen eingesetzt, sondern ist einfach vor dem Krieg davongelaufen. Die lesbische Inès hat es genossen, andere Leiden zu sehen. Und Estelle hat ihr neugeborenes Kind von ihrem Liebhaber vor dessen Auge getötet und damit seinen Selbstmord verschuldet.
Innerhalb der Gruppe ergeben sich ständig wechselnde Bündnisse. Ines stellt Estelle nach , Estelle Garcin und dieser ist auf Ines angewiesen, die ihn als einzige von dem Selbstvorwurf der Feigheit freisprechen könnte. In der Konfrontation mit den anderen müssen sie das, was sie sich selbst angetan, wiederholen. Keiner vermag sich von der Gegenwart des anderen zu befreien. Die erzwungene Gemeinschaft macht jeden zum Peiniger des Anderen. In diesem Teufelskreis zerstört der Blick des Dritten die Möglichkeit jeder Zweisamkeit und jeder Einigkeit.
Die drei erkennen, dass sie selbst der Henker füreinander sind: "Die Hölle, das sind die Anderen". Nach dieser erschütternden Erkenntnis findet Garcin als erstes wieder Worte: "Also, weitermachen!".
Das Stück, das in engem gedanklichen Kontext zu einem der wichtigsten philosophischen Werke Sartres "Das Sein und das Nichts", steht, ist ein sehr dichtes und sehr vielschichtiges Kammerspiel. Nicht das, was wir meinen zu erkennen ist das Wesentliche, sondern das, was hinter dem unmittelbar Sichtbaren verborgen liegt. Und immer liegt noch etwas dahinter, so daß das Eigentliche vermutlich nie erkennbar wird: Der Mensch ist das, was er vollbringt und trägt die Verantwortung für seine Taten über den Tod hinaus.
Sartres düsteres Gleichnis auf die Schwierigkeit menschlicher Koexistenz steht mit über 900 Aufführungen seit 1970 auf dem Spielplan.
"Wenn meine Beziehungen schlecht sind, begebe ich mich in die totale
Abhängigkeit von anderen. Und dann bin ich tatsächlich in der Hölle. Und es
gibt eine Menge Leute auf der Welt, die in der Hölle sind, weil sie zu sehr vom
Urteil anderer abhängen."
(Jean-Paul Sartre)
Abhängigkeit von anderen. Und dann bin ich tatsächlich in der Hölle. Und es
gibt eine Menge Leute auf der Welt, die in der Hölle sind, weil sie zu sehr vom
Urteil anderer abhängen."
(Jean-Paul Sartre)
Die Inszenierung von PHOENIX Theater konfrontiert die Aussagen des Stückes direkt mit den Intentionen des Autors: Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir, am Bühnenrand sitzend, kommentieren und diskutieren während der Aufführung die Handlungsweisen und Aussagen der drei Darsteller.
Darsteller
Garcin
Estelle Ines Kellner Jean-Paul Sartre Simone de Beauvoir |
Michael Tarnowski
Nadja Gernalzick Nicole Utzinger Raoul Ededlhoff Ralf Heidger Irmgard Haub |
Bühnenbild
Leere Bühne: drei Stühle (Spieler), zwei Stühle (Sartre, Beauvoir)