“Der Koffer"Theaterperformance nach Texten von Kôbô Abê und Max Frisch zu dem Film “Blaubart" von Krystof Zanussi,
Wiesbaden/Mainz 1996 |
Eine FRAU (verheiratet) trifft nach langer Zeit ihre FREUNDIN (unverheiratet). Nach all den Jahren merken beide, dass sie sich nichts mehr zu sagen haben. Nach anfänglichem Smalltalk erzählt die FRAU, dass ihr Mann einen KOFFER auf dem Speicher habe, vor dem sie sich fürchte, weil er merkwürdige Geräusche mache: er schmatze, grunze und sage seltsame Dinge. Die FREUNDIN drängt die FRAU, den KOFFER zu öffnen und nachzusehen. Sie versteht die FRAU nicht, die sich an das Gebot ihres Mannes hält, den KOFFER nicht öffnen zu dürfen , weil sich darin seine Ahnen befänden. Doch dann öffnet die FRAU den KOFFER schließlich.
Die Inszenierung kontrastiert das Gebot des Mannes, den KOFFER nicht zu öffnen, durch Videoeinspielungen von Textmaterialien aus dem Drehbuch von Max Frisch zu dem Film “Blaubart" von Krystof Zanussi.
Darsteller/Performer
Technik / Videorealisierung
Maske Idee / Konzept Inszenierung Übersetzung aus dem Japanischen |
Raoul Edelhoff
Jochen Hooss, medienzentrum wiesbaden Freya Ziegler Michael Tarnowski PHOENIX Theater Siegfried Schaarschmidt |
MÄNNERSTIMME (Video): Ist es also richtig, wenn man sagt, daß ihr Mann zwar nicht tätlich geworden ist, aber daß er zur Eifersucht neigt und daß Sie darunter gelitten haben, zumal er gar keinen Grund hatte zur Eifersucht. Und wie äußerte sich denn seine geradezu krankhafte Eifersucht?
FRAUENSTIMME (Video): Zum Beispiel ließ er mir Blumen schicken. Ohne Absender. Und wenn ich sie auspackte, beobachtete er mich, er wollte sehen, ob die Blumen mich verlegen machen.
"Eine Kiste ist äußerlich gesehen eigentlich nichts anderes als ein einfacher Quader, aber von innen betrachtet ist sie ein Labyrinth aus hundert miteinander verbundenen Weisheitsringen. Je mehr du dich windest, umso mehr neue Verzweigungen läßt die Kiste in diesem Labyrinth entstehen, als sei sie eine zusätzliche Haut auf deinem Körper, so daß sich die inneren Verwicklung steigern. — Nur eins ist sicher — daß selbst sie, die gegenwärtig verschwunden ist, sich irgendwo in diesem Labyrinth verbirgt."
(Kobo Abe Der Kistenmann, Hako Otoko, 1973)
(Kobo Abe Der Kistenmann, Hako Otoko, 1973)
Bühnenbild / Kostüme
Kostüme: FRAU: schwarze Kleidung, leicht japanisch geschminkt; FREUNDIN: schwarze Kleidung, leicht japanisch geschminkt; KOFFER: rote Ganzkörperschminke, bis auf einen roten Tanga nackt.
In der Mitte des Raumes ist eine rechteckige Sandfläche 2x3 m mit weißen Holzleisten eingerahmt — die hintere Seite ist offen. In einer Ecke der Sandfläche liegt ein Fels, der Sand ist glatt gestrichen.
Die Zuschauer bewegen sich frei im Raum zwischen den Schauspielern; keine Sitzmöglichkeit.
Eine Stele — zwei TV-Monitore im Zuschauerraum.
Die FRAU bewegt sich ausschließlich innerhalb der Sandfläche. Das sorgsam gerechte Muster des Sands wird so im Laufe des Spiels durch die Fußspuren der FRAU gestört.
Die FREUNDIN hält sich immer außerhalb der Fläche auf. Ihre Schuhsohle ist mit einer Farbe getränkt, so daß auch ihre Schritte auf dem Boden nachgezeichnet werden.
In der Mitte des Raumes ist eine rechteckige Sandfläche 2x3 m mit weißen Holzleisten eingerahmt — die hintere Seite ist offen. In einer Ecke der Sandfläche liegt ein Fels, der Sand ist glatt gestrichen.
Die Zuschauer bewegen sich frei im Raum zwischen den Schauspielern; keine Sitzmöglichkeit.
Eine Stele — zwei TV-Monitore im Zuschauerraum.
Die FRAU bewegt sich ausschließlich innerhalb der Sandfläche. Das sorgsam gerechte Muster des Sands wird so im Laufe des Spiels durch die Fußspuren der FRAU gestört.
Die FREUNDIN hält sich immer außerhalb der Fläche auf. Ihre Schuhsohle ist mit einer Farbe getränkt, so daß auch ihre Schritte auf dem Boden nachgezeichnet werden.
Im Nô-Theater gleiten die Füße in einer kontinuierlichen, flüssigen Bewegung über den Boden, und es heißt, ein großer Meister habe eines Tages die Konzentration verloren, als er auf der Bühne ein kleines Steinchen entdeckte.
Das Nô erfordert die Ästhetik des sauberen Bodens.
Die FRAU bewegt sich nur innerhalb einer gerechten Sandfläche. Ihre Fußspuren hält der Sand fest. Der Boden des Bühnenraumes ist mit Papier ausgekleidet.
Unter den Schuhen der FREUNDIN sind Farbkissen befestigt, so dass auch ihre Bewegung auf dem Papier festgehalten wird.
Der rote Körper des KOFFERS zeichnet durch seine Bewegungen auf dem Boden den roten Kreis der japanischen Fahne nach.
So wird die Geschmeidigkeit des Platzwechsel des Nô-Schauspielers in den Bühnenboden geschrieben, gleichsam der saubere Boden des Nô-Theaters zum Engramm der Choreographie der Performance.
Das Nô erfordert die Ästhetik des sauberen Bodens.
Die FRAU bewegt sich nur innerhalb einer gerechten Sandfläche. Ihre Fußspuren hält der Sand fest. Der Boden des Bühnenraumes ist mit Papier ausgekleidet.
Unter den Schuhen der FREUNDIN sind Farbkissen befestigt, so dass auch ihre Bewegung auf dem Papier festgehalten wird.
Der rote Körper des KOFFERS zeichnet durch seine Bewegungen auf dem Boden den roten Kreis der japanischen Fahne nach.
So wird die Geschmeidigkeit des Platzwechsel des Nô-Schauspielers in den Bühnenboden geschrieben, gleichsam der saubere Boden des Nô-Theaters zum Engramm der Choreographie der Performance.